Meilensteine der Sprach- und Sprechentwicklung / 2,5 Jahre

Was Ihr Kind schon sprechen kann

Der Wortschatz wächst weiter. Wörter, die das Kind erfindet, zeigen die große Kreativität, mit der Kinder ihre Sprache entfalten (z.B. Mannhaare für Bart oder Augenfedern für Wimpern).

Die Sätze werden immer länger. Statt wie bisher nur zwei Wörter kann Ihr Kind jetzt drei oder mehr Wörter aneinander reihen. Das Tätigkeitswort (Verb) gebraucht es meist noch in der Grundform (z.B. in der Äußerung ‚Tina auch essen‘). Vereinzelt gebraucht Ihr Kind auch schon die richtigen Endungen z.B. Paul malt. Aber die Reihenfolge in den Kindersätzen folgt sehr häufig noch der Wichtigkeit und muss noch nicht der Erwachsenengrammatik entsprechen. Sätze wie ‚Tom auch säft noch‘ werden trotz falscher Wortordnung und vereinfachter Aussprache von den Eltern meist doch richtig als ‚Tom schläft auch noch‘ verstanden.

Die Laute der Muttersprache werden Schritt für Schritt erobert. Jetzt beherrscht Ihr Kind die Zunge so gut, dass es auch die Laute lernt, die im hinteren Bereich des Mundes gebildet werden, nämlich k, g, ch und r. Viele Kinder lassen sich aber auch Zeit damit und lernen die drei schwierigsten Lautgruppen, die eben genannten Rachenlaute, die Zischlaute (s, ss, sch, z, x) und die Lautverbindungen (kl-, kr-, kn-, schl-, schn-, tr-, fl- usw.) erst bis zum Kindergartenalter.

Was Ihr Kind schon verstehen kann

Jetzt kann Ihr Kind auch längere Aufforderungen verstehen und befolgen. Es kann z.B. in der Aufforderung ‚zieh der Puppe doch ein wärmeres Kleid an‘ alle drei Inhaltselemente (anziehen – Puppe – wärmeres Kleid) verstehen und gedanklich eine Vorstellung davon aufbauen, mit welchem Ablauf diese Aufforderung zu erfüllen wäre. Diese gedankliche Vorstellung von der Puppe in dem wärmeren Kleid ist so ‚real‘, dass Ihr Kind jetzt die Aufforderung zurückweisen kann, ohne überhaupt mit der wirklichen Handlung, also dem Umziehen, begonnen zu haben. Die Wörter können nun im Kopf Wirklichkeiten entstehen lassen, die in der realen Umgebung in diesem Moment so gar nicht existieren. Nur dadurch wird es möglich, dass Kinder nach einer absurden Aufforderung wie z.B. ‚Kämm den Bären mit dem Löffel‘ den Sprecher erst einmal fragend angucken. Auch das Verstehen von Vergangenheit und Zukunft wird erst möglich, wenn die Wörter selbständig gedankliche Vorstellungen wecken können. Wenn Sie beispielsweise Ihrem Kind sagen ‚Nach dem Mittagessen gehen wir auf den Spielplatz‘, dann muss Ihr Kind seine innere Vorstellung vom Tagesablauf aktivieren, um sich von Ihnen durch Ihren Satz vertrösten zu lassen. Das gelingt ihm nun. Abstraktere Zeitbegriffe, wie z.B. ‚morgen‘ oder ‚vorgestern‘ kann es erst im vierten Lebensjahr entschlüsseln.

Sprache lernen … im Gespräch

Ohne jemals Unterricht über die kindliche Sprachentwicklung bekommen zu haben, können Eltern die Fähigkeiten ihres Kindes sehr gut einschätzen. Deshalb korrigieren sie die Lautbildungsfehler der Kinder auch nicht, sondern wiederholen falsch gesprochene Wörter beiläufig, so dass das Kind das richtig gesprochene Wort unmittelbar nach seiner eigenen Produktion noch einmal hören kann. Ebenso wenig verlangen sie von ihrem Kind vollständige und korrekte Sätze, die es ja in dieser Phase gerade lernt. Stattdessen liefern sie in der eigenen Sprache ein gutes Modell für ihr sprachlernendes Kind. Sie greifen z.B. einen Satz des Kindes auf, wiederholen ihn richtig und erweitern ihn um eine kleine grammatische Schwierigkeit. Das Kind fragt z.B. ‚Paul unterpingen?‘ Die Mutter fragt zurück: Will Paul da runterspringen? Kind: Ja. Mutter: Ja, dann spring mal! Uiii, der Paul springt, der springt da runter. Toll, Paul. Durch ihre Antworten zeigt die Mutter einerseits ihr Interesse an Pauls Ideen und ermutigt ihn in seinem Handeln. Gleichzeitig gibt sie ihm unbewusst eine Lektion in Satzbau: zur Grundform ‚runterspringen‘ gehört die Aufforderung ‚Spring‘, und die Form für die 3.Person lautet ’springt runter‘. Außerdem gebrauchen Eltern in diesem Alter viele Fragen, wissen durch Rückfragen die Sprachbereitschaft ihres Kindes anzuregen und passen ihre Sprechweise dem Sprachverständnis des Kindes an. All das müssen Eltern nicht lernen, sondern sie wenden sogenannte ‚Sprachlehrstrategien‘ intuitiv an (sprachförderliches Verhalten, mit dem Eltern sich unwillkürlich an die Fähigkeiten ihres Kindes anpassen).

Meilensteine der Sprach- und Sprechentwicklung
15. Monat
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